Interkulturelle Woche mit Talk im Studio von Szene 93 eröffnet

Eine Hymne auf die Vielfalt

Kölner Stadt-Anzeiger vom 24.9.2021

VON MARGRET KLOSE

Erftstadt-Köttingen. Freiheit habe sie in ihrer iranischen Heimat auch. „Nur habe ich diese Freiheit sehr im Geheimen erleben müssen. Keiner durfte davon wissen“, erklärte am Mittwochabend Tanin Heshmati (40). Zusammen mit Najla Jacobi (40) aus Afghanistan und der Ehrenamtskoordinatorin Ute Pratsch-Kleber saß die junge Frau auf dem Podium des Studios von Szene 93 im Köttinger Jugendzentrum, um sich den Fragen von Moderator Philipp Wasmund zum Thema „Offengeht?!“ zu stellen. Genau so lautet nämlich das Motto der bundesweiten „Interkulturelle Woche“, die am Mittwoch begann und an der auch Erftstadt teilnimmt. „Offengeht?!“ soll dabei sowohl als Frage als auch als Antwort vieler Debatten verstanden werden.

Zur Eröffnungsveranstaltung gab es drei Talkrunden. Heshmati, kam 2017 aus dem Iran nach Erftstadt. Seit vier Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich im Frauenbeirat, auch um den Frauen ihrer Heimat eine Stimme zu geben. Im Iran habe sie für die Freiheit demonstriert. Viele ihrer Landsleute seien dafür ins Gefängnis gekommen. Sie berichtete, was sie im Iran nie laut hätte aussprechen dürfen, dass sie kein Kopftuch und keinen langen Mantel tragen wolle. Auch wolle sie keine Muslima sein, um in ein Paradies zu kommen in dem die Männer gefeiert würden. Auch Najla Jacobi ist verzweifelt, wenn sie an ihre Heimat denkt. 2016 kam die Soziologin aus Afghanistan nach Erftstadt, wo sie heute ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe arbeitet und zurzeit ein Praktikum beim Roten Kreuz absolviert. Aktuell seien ihre Gedanken bei ihren Landsleuten. „Wer macht unser Land so zum Spielzeug für die Politik“, fragt sie. Sie berichtet von ihrer Ankunft in Erftstadt und der großen Angst, abgeschoben zu werden. Fast täglich habe sie in den ersten Jahren im Flüchtlingsheim gehört, dass Afghanen nicht bleiben dürften. Erst viel später habe es ein Abschiebungsverbot gegeben, dass seitdem jeweils um ein Jahr verlängert werde. Auch das Schicksal von Masoud Janati (30) geht unter die Haut. Er kam 2014 aus dem Iran nach Deutschland, lernt seitdem fleißig Deutsch und hofft, bald eine Ausbildung beginnen zu dürfen „Dann kann ich endlich mein neues Leben aufbauen“, sagte er.

Der Würde beraubt

„Wir berauben die Menschen ihrer Würde, wenn wir sie nicht arbeiten lassen“, sagte dazu Helga Berbuir von Pro Asyl. Täglich werde sie, ebenso wie Ehrenamtskoordinatorin Pratsch-Kleber, mit den Schicksalen der Flüchtlinge konfrontiert, aber oft auch mit Stimmen aus der Bevölkerung, die nicht viel von Willkommenskultur halten.

Von der interkulturellen Woche erhoffen die Akteure sich daher auch, dass sie beiträgt, Verständnis füreinander zu wecken. „Auf jeden Fall hilft die Veranstaltungsreihe, das Thema lebendig zu halten“, erklärte Walter Dreser, ehemaliger Leiter der Caritas-Erziehungsberatungsstelle. Eine Hymne auf die Vielfalt von Menschen verschiedener Kulturen ließ zum Abschluss der ehemalige TV-Journalist Ulrich Harbecke erklingen. „Was gibt es Schöneres als andere Kulturen und Religionen kennenlernen zu dürfen. Sie weiten unseren Horizont und bringen Farbe in unser Leben“, betonte er. www.vielfalt-erftstadt.de

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