In Erftstadt-Lechenich fand Begegnungsfest statt

Von Oliver Tripp – Kölner Stadt-Anzeiger vom 25.07.22

Erftstadt-Lechenich – Der Band Brabarians war zwar kurzfristig der Schlagzeuger abhanden gekommen, aber mit Johannes Kirchharz vom Musikverein Friesheim war auch rasch Ersatz gefunden. So konnte das Kulturfestival für Vielfalt „Colours of Summer“ auch musikalisch halten, was es versprach.

Schlagzeuger verschwunden

Bei den Brabarians, also jenen vom Brabanter Weg, handelt es sich um Musiker des Übergangswohnheimes für Asylsuchende. Zu ihnen gehören der Gitarrist Masoud Nafarjanati, der Bassist und Leiter des Übergangswohnheimes, Ingo Dammer, und Philipp Wasmund an der Orgel.
Dass der Schlagzeuger verschwunden sei, sei eine typische Folge des Paragrafen 60b im Aufenthaltsgesetz, erklärte Ingo Dammer.

Er vermute, der Mann versuche sein Glück als Schwarzarbeiter in Italien. Mit dem Paragrafen 60b habe der damalige Innenminister Horst Seehofer die Duldung von Personen „mit ungeklärter Identität“ geregelt und für diese Gruppe ein Beschäftigungsverbot verhängt. Schlagartig hätten damals zwölf Bewohner vom Brabanter Weg ihre Jobs verloren und seien von Steuerzahlern zu Leistungsempfängern gewordnen.

„Wir in Deutschland“ hatten die Festivalteilnehmer aus dem Übergangsheim mit derzeit etwa 100 Bewohnern selbstbewusst den zweiten Teil des Kulturfestivals benannt. Sie boten Musik, Politkabarett, Interviews mit Bewohnern, Kunst, Kinderolympiade und Speisen.

„Wir in Deutschland“ hatten die Festivalteilnehmer aus dem Übergangsheim mit derzeit etwa 100 Bewohnern selbstbewusst den zweiten Teil des Kulturfestivals benannt. Sie boten Musik, Politkabarett, Interviews mit Bewohnern, Kunst, Kinderolympiade und Speisen.

Neben eingeladenen Musikern wie dem Erftstädter Duo Ralle und Vera Lee oder dem Gitarristen MarKuz Walach hatten vor allem Bewohner etwas für die Bühne vorbereitet. Da stellte sich Sleiman den Fragen seines Interviewpartners und Coaches Marco Dittmar. Er erzählte von seiner Dankbarkeit „aufzuwachen ohne Angst“, aber auch von seinem Unverständnis mit den Regeln und Bestimmungen, die ihm den Weg in die Selbstständigkeit verwehrten, obwohl er 25 Jahre lang bereits als Maurer und Trockenbauer gearbeitet habe.

Der Iraner Behrang hatte mit dem Musiker Miguel „House“ einen Rap auf Iranisch vorbereitet, da gehe es darum „stark und standhaft“ zu sein, übersetzte Miguel im Gespräch. Den Mut, ein aufgezeichnetes Interview in der Öffentlichkeit abzuspielen, habe Behrang dann doch nicht gehabt. Zu viel habe er darin von seinen Erfahrungen preisgegeben, der Geschichte seiner Flucht, und seinen Erfahrungen seit acht Jahren als eine der Personen mit „unbekannter Identität“ in Deutschland zu leben, erläuterte Miguel. Nicht einmal einen Deutschkurs habe man ihm bisher angeboten. Die Veranstalter Ingo Dammer von der AWO und Philipp Wasmund von Szene 93 nahmen zusammen mit Massoud Nafarjanati in einem kabarettistischen Beitrag die Gesetzgebung unter die Lupe.

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