Integrationshelfer gesucht – Begegnungszentrum geplant

Viel wird dieser Tage über die Schwierigkeiten beim Thema Migration debattiert. Dass, nicht zuletzt durch ehrenamtliches Engagement, diese auch viele positive Seiten hat, zeigte sich bei einem Informationstreffen in der Unterkunft an der Radmacher Straße. Aufwind bekommen die Ehrenamtler durch die Roten Funken aus Köln, die hier ein „Haus der Begegnung“ ermöglichen.

Seit den 1990er Jahren gehörten die kleinen Häuschen an der Radmacher Straße zum Stadtbild. Zu Beginn lebten hier vor allem Menschen, die vor dem Bosnienkrieg nach Erftstadt geflohen waren. Später wurden die Innenräume und Vorgärten, der dann in die Jahre gekommenen Gebäude, häufig individuell gestaltet. Aus dem Übergangsheim wurde für viele ein Zuhause über Jahre. Getragen wurde das Leben hier auch durch den hohen Einsatz von ehrenamtlichen Unterstützern. „Eine solche Zusammenarbeit ist wirklich einzigartig“, erklärt Sandy Auert, Integrationsbeauftragte der Stadt Erftstadt. Sie warb dieser Tage mit der scheidenden Ehrenamtskoordinatorin Ute Pratsch-Kleber und langjährig Aktiven bei Interessierten für das Engagement vor Ort. Ingrid Osterloh, die lange ehrenamtlich Deutschkurse angeboten hat und heute noch als Lesementorin aktiv ist, berichtete von ihren Erfahrungen. „Ich habe mich immer als Lotsin verstanden, die hilft vorwärts zu kommen“, berichtet sie und auch Werner Bengsohn erzählte von seinen Erlebnissen. „Es gab immer was zu tun und jeden Tag war es was anderes.“ Er kümmerte sich mit seiner Frau um die Familie von Leen Alsharbaji. Die Schülerin war auch zum Treffen gekommen, um ihre Perspektive einzubringen. „Die beiden waren wie Oma und Opa für uns“, erzählt sie. „Wir haben sie anfangs nicht verstanden, aber man hat sich durch Gestik und Mimik verständigt. Wir sahen, wenn sie sich mit uns freuten.“ Die Bedeutung der Ehrenamtler sei für sie unglaublich groß gewesen, denn sie seien als Kinder aus Syrien vom Krieg traumatisiert gewesen. „Es war ein schönes Gefühl, jemanden zu erleben der einem hilft. Es war wichtig, um sich wieder wohl zu fühlen.“ Reinhard Radloff engagiert sich auch schon einige Jahre für Menschen in den Übergangsheimen der Stadt. „Ich muss sagen, es gab auch frustrierende Momente. Manchmal hat es mit der Hilfe nicht geklappt. Aber zu 80 Prozent war es eine positive Erfahrung.“

Erfolge sichtbar

Walter Dreser, langjähriger Leiter der Erziehungsberatungsstellte, unterstützt mit professionellem Rat. „Es geht auch darum, wie dosiere ich mein Ehrenamt und wie sorge ich dafür, dass die Menschen nicht unselbstständig werden.“ Die Erfolge sind jedoch sichtbar, das wurde klar. Ute Pratsch-Kleber erinnert sich an zwei Reisen mit Geflüchteten zum Deutschen Bundestag. „Bei der zweiten Reise waren wir eine normale Gruppe geworden und eine afghanische Frau diskutierte mit der Abgeordneten über die Steuern“, erzählt sie lachend. In den letzten Jahren habe sich die Arbeit mit den Ehrenamtlern eingespielt und doch gibt es weiterhin viel zu tun. „Fünf bis sechs Menschen pro Woche werden seit der Flut Erftstadt zugewiesen“, so Sandy Auert. In Zukunft kann es wieder mehr werden. So bleibt Hilfe bei Behördengängen, bei der Kommunikation mit der Schule und anderen neuen Erfahrungen wichtig. Nun entsteht ein Ort der Begegnung auf dem neu gestalteten Gelände an der Radmacher Straße. Möglich macht dies der Einsatz der Roten Funken aus Köln mit ihrem Ehrenpräsidenten Heinz Günther Hunold. „Wir waren nach der Flut hier und sahen, dass alles abgesoffen war. Das hat uns sehr betroffen gemacht.“ Schnell wurden sich die Karnevalisten klar, dass sie hier helfen möchten – und das langfristig. „Wir wissen auch, dass wir da gerade gegen den Strom schwimmen. Aber Begegnung entsteht, wenn man aufeinander zugeht.“ Für 500.000 Euro entsteht ein Haus, in dem das Ehrenamt mit den Bewohnern Projekte, Kurse und Veranstaltungen umsetzen können. Die Hälfte der Kosten zahlt die Stadt, der Rest wird über Spenden und Stiftungsgelder umgesetzt. 150.000 Euro fehlen noch und dafür wird nun ein Verein gegründet. Helga Berbuir von Pro Asyl zeigte sich „unendlich glücklich“. Bürgermeisterin Carolin Weitzel dankte den Funken ebenfalls. „Es ist ein zukunftsweisendes Projekt. So bekommt Integration Raum.“      

Von admin

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